Silver Linings (OT: Silver Linings Playbook)

SilverLinings

Pat (Bradley Cooper) leidet an einer bipolaren Persönlichkeitsstörung und wurde gerade aus einer Nervenheilanstalt entlassen. Er zieht zu seinen Eltern (Robert DeNiro & Jacki Weaver), versucht sein Leben wieder in die richtige Bahn zu bringen und vor allem seine Ehe zu retten. Dabei geht er laufen, liest Hemingway und macht Therapiesitzungen um seiner Frau zu zeigen, dass er sich geändert hat. Als hätte er nicht schon genug um die Ohren, lernt er dann auch noch die junge Tiffany (Jennifer Lawrence) kennen, die durch den Tod ihres Mannes ebenfalls eine depressive Phase durchgemacht hat und nun das Leben von Pat noch einmal gehörig auf den Kopf stellt.

Der Stoff klingt nach einer von vielen typisch romantischen und unnötigen Komödien mit Jennifer Aniston in der Hauptrolle. Darüber hinaus führte David O. Russell Regie, von dem ich jetzt nicht unbedingt sagen kann, dass er mein Lieblingsregisseur ist. Er hat zwar Christian Bale zu seinem wohlverdienten Oscar verholfen aber ansonsten noch keinen einzigen Film gedreht, der mir zugesagt hat. Filme wie „Ein Unheil kommt selten allein“, übrigens ein sehr bezeichnender Titel für Russels bisherige Karriere, oder „The Fighter“, vermochten mir nicht zu gefallen. Was bin ich aber froh, dass ich mir dann doch letztendlich den Ruck gegeben habe, mir „Silver Linings“ anzusehen. David O. Russell ist nicht nur für die Regie verantwortlich, sondern hat, nach der Romanvorlage von Matthew Quick, auch das Drehbuch geschrieben. Genau diesem Drehbuch ist es zum Großteil zu verdanken, wieso daraus nicht so eine 0815-Schnulzen-RomCom wurde. Jeder einzelne Satz und jedes einzelne Wort wurde mit sehr viel Bedacht und Hingabe geschrieben.

Ebenfalls dankbar muss man der Besetzung sein. Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Robert DeNiro, Jacki Weaver, John Ortiz, Anupam Kher und der von den Toten auferstandene Chris Tucker bilden eine fabelhaft natürliche Symbiose an Schauspielkunst. Besonders stechen dabei die Hauptdarsteller heraus, bei denen die Chemie von der ersten Sekunde an absolut stimmig ist. Bradley Cooper, der ausnahmsweise mal nicht verkatert ist, zeigt einem schön auf, dass in ihm ein richtig guter Charatkerdarsteller schlummert. Die hervorstechendste Darstellung liefert jedoch Jennifer Lawrence ab. Die 22-Jährige (!) fliegt regelrecht ihrer 2. Oscar-Nominierung entgegen und wird auch bis zum Schluss eine der Favoritinnen auf den Sieg sein. Ihr Spiel ist so selbstverständlich und harmonisch, dass man nur schwer die Augen von ihr lassen kann. Erwähnen muss man aber auch Robert DeNiro, der als Football-Fanat und Buchmacher seine beste darstellerische Leistung seit etwa 20 Jahren abliefert. Umso mehr verärgert es mich, dass meine Sitznachbarin im Kino bei einer höchst emotionalen Szene von ihm einen mehr als unangebrachten Lachanfall bekommen hat.

Bei einem Film wie es dieser ist, kommt es nicht auf eine opulente Inszenierung an. Je einfacher alles gehalten wird, umso realistischer und besser wird das Ergebnis. Das Drehbuch und die vom Regisseur angewiesenen Schauspieler sind dabei so aussagekräftig, dass sie einem von der ersten bis zur letzten Sequenz an tragen können. Ich persönlich mag es, wenn ich mir einen Film ansehe, bei dem meine Erwartungshaltung relativ gering ist und der mich dann letztendlich doch so positiv überraschen kann. Prädikat äußerst empfehlenswert!


USA – 2012 – 1 Std. 52 Min.
Regie: David O. Russell
mit Bradley Cooper, Jennifer Lawrence und Robert DeNiro
Genre: Tragikomödie

Über Johannes Marksteiner

Hauptberuflich: Radio-Redakteur und Sprecher Nebenberuflich: Passionierter Cineast
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