Snowpiercer

Snowpiercer

Irgendwann in der Zukunft: Die globale Erwärmung konnte nicht aufgehalten werden, und so versinkt die Erde in einer neuen Eiszeit. Die wenigen Überlebenden des Kälteeinbruchs leben in einem riesigen Zug indem eine Mehrklassengesellschaft herrscht. Während die reiche Minderheit in den vorderen Waggons ihren Luxus genießt, lebt die große Masse in elenden Verhältnissen. Doch unter der Führung des jungen Curtis (Chris Evans) macht sich Revolutionsstimmung breit.

Mit „The Host“ und „Mother“ konnte sich Bong Joon-ho jenseits seiner südkoreanischen Heimat einen Namen machen. Mit „Snowpiercer““ bringt er eine recht freie Adaptation des Comics Schneekreuzer in die Kinos. Diese erweist sich als ein ungewöhnlicher und intelligenter Endzeit-Actioner und versteht es vor allem in der ersten Hälfte, den Zuschauer enorm zu fesseln…

Die Geschichte um einen endlos um die Welt fahrenden Zug als eine Art Arche für die letzten Überlebenden einer Klimakatastrophe kann man im Grunde ebenso blödsinnig wie genial finden. Die Vorstellung, dass sich die letzten überlebenden Menschen nach Beginn einer alles Leben vernichtenden Eiszeit ausgerechnet in einen Zug flüchten, ist sicherlich nicht auf den ersten Blick plausibel und könnte als Aufhänger einer vernichtenden Kritik dienen, aber andererseits stellt sich die Frage: Warum denn eigentlich nicht? Ob man an Snowpiercer Gefallen finden wird oder nicht, liegt nicht zuletzt daran, ob man bereit ist, diese Frage wohlwollend zu beantworten. Wenn man sich auf den Streifen einlässt, wird man mit spannenden zwei Stunden durchaus ungewöhnlicher Filmkunst belohnt.

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Snowpiercer erweist sich nämlich als innovativer, überraschender und sehr atmosphärischer Streifen mit einigen extrem starken und symbolträchtigen Bildern. Hinzu kommen einige sehr eindrucksvolle Kampfszenen, die eher asiatisch aussehen, als aktuellen Hollywoodtrends der hyperaktiven Zerschnippselung von Kämpfen oder der Überästhetisierung zu folgen. Überhaupt schuf Bong Joon-ho einen Film von größter technischer Finesse und einprägsamen Bilderwelten, mit Ausnahme der künstlich aussehenden Eislandschaften. Wagon für Wagon kämpfen sich die Revolteure durch den Zug, wobei sie ein ums andere Mal überrascht werden und nie wissen, ob hinter der nächsten Tür nun die in Dekadenz lebende Oberschicht oder die bis an die Zähne bewaffneten Schergen eben dieser zu finden sind. Diese levelartige Dramaturgie ist dabei ein Gewinn für den Film und schafft enormen Abwechslungsreichtum, da sich das Ambiente und das sich darin abspielende Szenario beliebig ändern kann und der Film so einige Überraschungen für den Zuschauer bereit hält, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, zu groß wäre die Spoilergefahr.

Auch die Einführung der Charaktere weiß zu gefallen. Der Anfang wird nicht genutzt, um langwierig die Motivation für die angezettelte Revolution nachvollziehbar zu machen, denn diese wird schon nach wenigen Minuten klar, sondern viel mehr um die Protagonisten und die Ernährungsumstände einzuführen. Darstellerisch liefert Chris Evans, der sonst eher durch die Captain America-Reihe auffällt, eine gute Performance ab. Es sind aber vor allem die Nebenfiguren die herausstechen und in Erinnerung bleiben, angeführt durch die fast schon in surrealer Hässlichkeit gestylte Oscarpreisträgerin Tilda Swinton (Michael Clayton), die kritisch betrachtet schon sehr überzeichnet ist, aber auch Figuren wie der von Oscarnominee John Hurt (Midnight Express, Der Elefantenmensch) gespielte Unterschichtenchef Gilliam oder auch der später im Film auftretende oscarnominierte Ed Harris (Truman Show, Pollock, The Hours) besitzen eine enorme Kraft. Die Oscarpreisträgerin Octavia Spencer (The Help), sowie der koreanische Star Song Kang-ho (The Host, Durst) und Billy Elliott-Darsteller Jamie Bell runden den hervorragenden Cast ab und können einige Highlights setzen. Leider nimmt Regisseur Bong Joon-Ho einige Figuren zu früh aus dem Rennen und kann auch einige Längen nicht ganz ausmerzen, welches zu verschmerzen wäre, wäre da nicht der für mein Empfinden unglückliche Schlussakt, der meine Wertung etwas nach unten gezogen hat und über den man diskutieren könnte.

SA 2014 – 149 Minuten Regie: David Fincher Genre: Thriller / Kriminalfilm Darsteller: Ben Affleck, Rosamund Pike, Missi Pyle, Neil Patrick Harris, Tyler Perry, Kim Dickens, Patrick Fugit, Casey Wilson, Lisa Banes, Emily Ratajkowski
USA 2013 – 126 Minuten
Regie: Bong Joon-Ho
Genre: Action / Sci-Fi / Thriller
Darsteller: Chris Evans, Jamie Bell, John Hurt, Tilda Swinton, Octavia Spencer, Sang Kang-ho, Ed Harris
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