Drag Race Germany – Staffel 1

„Drag Race Germany“: Anglizismen, Fingerschnipsen – und eine Frau in Frauenkleidern — Paramount+

In den USA ging die erste Staffel Drag Race bereits 2009 an den Start, seither hat die Show nicht nur ihrer Moderatorin, der Drag-Ikone RuPaul, viele Millionen in die Kasse gespült und mittlerweile 28 (!) Emmys beschert – ein Rekord unter den Reality bzw Variety Shows! Aus RuPaul’s Drag Race ist eine hoch professionalisierte internationale Unternehmung geworden, mit weltweiten Tourneen, Livespektakeln in Amerika, Australien und Europa, auch mit länderspezifischen TV-Ablegern von Drag Race Thailand über Canada’s Drag Race, Drag Race UK, France, Brasil bis hin zu Drag Race España. Und endlich auch: Drag Race Germany, eine deutsche Ausgabe, auf die hiesige Fans lange gewartet hatten…

Vor dem Hintergrund des Erfolgs der amerikanischen Originalausgabe ist es freilich nicht einfach, die seit dem 5. September auf der Streamingplattform Paramount+ zu sehen ist, unbefangen zu bewerten. Schließlich wurde hier eine gigantische Produktion mit gigantischen Budgets zum Vorbild – auch was die finanzielle Ausstattung der einzelnen Kandidatinnen angeht.

Drag Race Germany (@dragrace_deu) / X — Host: Barbie Breakout / Paramount+

Und dennoch muss sich Drag Race Germany nicht hinter den Großkalibern aus der ganzen Welt verstecken. Zugegeben das Budget ist nicht ganz so hoch wie beispielsweise in den USA, aber auch da war es eine Entwicklung. Vor allem die ersten Staffeln hatten eine kleine Bühne, einen geringer ausgestatteten Workroom, etc. – das hat den Siegeszug der Show aber nicht aufgehalten. Im Gegenteil, es hatte seinen eigenen Charme und genau diesen kann man auch bei der deutschen Ausgabe nicht von der Hand weisen. Alles steht und fällt aber selbstverständlich bei den Queens an sich und was ist das bitte für ein geiles Line-up? Ich kenne aus der deutschen Dragszene auch nur eine Handvoll Drag Queens wie Bambi Mercury, seit dem eher mauen Versuch von Heidi Klums Queens of Drags ein paar mehr noch, aber dieses Casting ist der Wahnsinn. 11 Queens, so unterschiedlich und einzigartig, die alle auf so ein hohem Niveau sind, dass es jede Woche weh tat eine zu verlieren! Auch hier müssen sie sich, wie im Original, diversen Mini- und Mainchallenges stellen und am Ende kann es nur Eine geben!

Neben diversen Runways mit unterschiedlichen Mottos, gab es auch hier ein Musical, Signature Drag Look, einen Comedy-Roast, eine Branding-Challenge, ein Make-over, ein herrlich Over-the-Top Barbara Salesch-Impro-Acting Challenge, Design-Challenges, uvm. Auch die Lipsynchs, in denen immer die schwächsten zwei der Woche müssen, von der dann diejenige nach Hause geschickt wird, die diesen verloren hat, lohnen sich! Die Moderation hat Barbie Breakout übernommen, die ein großer Name in der Community ist und sich für die Rechte von Schwulen, Lesben, Trans, als auch Menschen mit HIV einsetzt. Eine großartige Wahl wie sich herausstellt. Die beiden permanenten Jurymitglieder Diane Brill und Gianni Jovanovic hätte es nicht unbedingt bedurft, aber haben zum Teil auch gutes Feedback geben können. Nahezu jede Woche gab es auch ein Guest-Judge und der bekannteste dürfte zweifelsohne Sasha Velour sein, die ihrerseits Staffel 9 von Drag Race US gewonnen hat und die zu meinen absoluten Lieblingsqueens zählt. Worauf wartet ihr noch? Streamt es!!!

Fazit: In Deutschland ist Drag leider immer noch ein Nischenthema; abgesehen von wenigen Prominenten wie Olivia Jones, die ihre Kunst via Trash-Formaten wie dem Dschungelcamp auch einem breiteren Publikum vorsetzen, findet Travestie in größeren medialen Kontexten kaum statt. Das sollte sich dringend ändern, der Startschuss ist gesetzt. Die Queens sind großartig und liefern in den diversen Challenges echt ab! Großartiger Start mit hoffentlich weiteren Staffeln!

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